Am Ende waren wir uns einig: das absolute Highlight dieser Reise war die Trüffelsuche. Und es war wahrlich nicht so einfach bei so vielen Highlights auch noch ein absolutes zu küren. Aber der Reihe nach: 11 Expedienten aus allen Ecken Deutschlands, von gerade mit der Ausbildung fertig bis langjährige Reisebüromitarbeiterin, wurden am Flughafen Frankfurt von Karin (Begleitung der Willy Scharnow-Stiftung) und Žana (Mitarbeiterin Kroatischen Zentrale für Tourismus in Frankfurt) sehr herzlich begrüßt.
Ein Flug mit Croatia Airlines über Zagreb nach Pula und einen Bustransfer später trafen wir hungrig im Hotel Molindrio an der Plava Laguna nahe Porec ein. Unser Standort für die nächsten vier Nächte. Der Blick vom Hotelzimmer auf den kleinen Hafen und die Adria ließen sofort Urlaubsstimmung aufkommen. Allerdings blieben die Badesachen auf dieser Reise trocken – trotz strahlenden Sonnenscheins und noch ausreichender Wassertemperatur – aber das Programm hat uns diesen Verzicht leicht gemacht.
Ein holpriger Start mit kaputtem Bus und dadurch zwei Stunden Verspätung bei Ankunft in Paladin bei Karlic Tartufi ließ beinahe die Trüffelsuche platzen. Aber unsere enttäuschten, traurigen Gesichter haben Ivanas wunderbares Organisationstalent herausgefordert und nach einer sehr charmanten, informativen und alkoholischen Einführung in die Welt des weißen und schwarzen Trüffels, ging es dann doch mit einem Trüffeljäger und drei Hunden in den Eichen-Pappel-Mischwald auf die Jagd. Wir haben sogar zwei kleine weiße Trüffel gefunden und waren darüber mindestens so begeistert wie die Hunde. Anschließend gab es im modernen Museums- und Restaurantgebäude der Familie Karlic noch ein Mittagessen. Natürlich mit reichlich Trüffel in Käse, Wurst, Rührei und Olivenöl. Ei und Nachtisch wurden live vor den Augen der Restaurantbesucher zubereitet und sehr amüsant mit Informationen über Trüffel, typische Speisen und lokale Besonderheiten gewürzt. Vom Trüffel, Wein, Jagdfieber und Mistelschnaps berauscht stiegen wir gut gelaunt in unsere Busse.
Der Duft und Geschmack der Trüffel sollte uns bei dieser Reise immer wieder begegnen und eine Reise nach Istrien ohne Trüffel ist wie Italien ohne Pasta. Überhaupt haben viele Einflüsse von den Römern bis zu den Habsburgern in Istrien zu einer interessanten kulturellen, architektonischen und kulinarischen Mischung geführt. Was Istrien an feinen Sandstränden weniger hat als andere Mittelmeeranrainer, macht es durch bezaubernde Städte und Orte wett. Porec, Pula und vor allen Dingen Rovinj liegen sehr malerisch am Meer, bieten 2000 Jahre Geschichte, enge Gässchen und romantische Bars auf den Felsen mit Blick in den Sonnenuntergang. Motovun und Groznjan thronen auf steilen Hügeln über dem grünen Umland und haben mehr Galerien als so manche Großstadt.
Das Kolosseum in Pula wurde durch unsere lokale Reiseleiterin Marina zu einer Arena mit wilden Tieren und heldenhaften Gladiatoren. Sie hat die Atmosphäre so eindrücklich beschrieben, dass uns der Latrinengestank von unten und Rosen- und Lavendelduft von oben in die Nase stieg. Ich habe selten so eine gute Stadtführung erlebt und hätte noch stundenlang zuhören können. Und zur hellen Freude der Fettpölsterchen gab es gleich im Anschluss an den Rundgang ein köstliches Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants Amfiteatro, bei dem wir mal wieder den lokalen Malvasia-Wein probieren durften.
Natürlich haben wir auch einige Hotels besichtigt. Mir haben besonders das Hotel Eden in Rovinj und das Hotel Parentium in Plava Laguna gefallen. Schon der Blick von der Hotelterrasse auf das Meer, dazu ein Cappuccino… unbezahlbar.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mein Wortkontingent überziehe und Sie vielleicht schon vom Lesen einen Schwips bekommen haben, muss ich den Besuch bei den Brüdern Sandi und Tedi noch beschreiben.
Mitten in der Olivenernte fuhren wir auf den kleinen Hof von Chiavalon und wurden von Tedi sehr freundlich begrüßt. Eigentlich nimmt er in diesen 3-4 Wochen gar keine Gruppen zur Besichtigung und Verkostung an, weil sie schon mit der eigenen Ernte ihrer 9000 Olivenbäume, der Anlieferung der Oliven von anderen Familien und der Verarbeitung 20-Stunden-Tage haben. Und dann hat er uns trotzdem ausführlich von dem Herstellungsprozess, den gesunden Polyphenolen und der richtigen Art und Weise Olivenöl zu probieren erzählt. Wir rochen, wärmten und schlürften die edlen Tropfen und hatten schnell Tränen in den Augen. Warum? Probieren Sie es selbst. Mit Wein, Käse, Wurst, Musik und einigen Freunden, die zum Olivenabliefern vorbeikamen, glich das Ganze mehr einer Party als einer Verkaufsveranstaltung – und Tedi war offensichtlich in seinem Element.
Diese Reise hat mir wieder deutlich gemacht, was gute Verkäufer auszeichnet: Umfangreiches Wissen über das Produkt – sei es weißer Trüffel oder die Details des Hotels –, ein entspannter und freundlicher Auftritt trotz Olivenernte oder gestressten Gästen und die Gabe die Begeisterung für „die Ware“ rüberzubringen.
Wenn ich in zwei oder drei Jahren an Istrien zurückdenke, erinnere ich mich sicher an die Erlebnisse, die durch wunderbare Guides, Olivenölhersteller, Trüffelsucher und Reiseleitung zu etwas Besonderem wurden. Vielen Dank an die Willy Scharnow-Stiftung und die Kroatische Zentrale für Tourismus für diese tolle Reise!
Britt Becker
Reisekontor momentum, Kiel