Kapverdische Inseln mit MS Hamburg? Na klar! Als die Einladung zur Studienreise im Newsletter der Willy-Scharnow-Stiftung eintrudelte, habe ich nicht mal gezwinkert, bevor ich mich anmeldete. Maximaler Vorfreude-Level! Endlich sollte ich die Inseln erleben, von denen ich meinen Kunden immer vorschwärmte – auf die ich aber selbst noch nie einen Fuß gesetzt hatte. Das Programm klang nach der perfekten Mischung aus Erkunden und Genießen: Nonstop-Flug mit TUIfly nach Boa Vista, eine Nacht im Olimar-Reisen-Hotel Oasis White Atlantica, Inselrundfahrt, sieben Tage Kreuzfahrt mit dem kleinsten deutschsprachigen Kreuzfahrtschiff zu fünf Inseln der Kapverden und ein Abstecher nach La Palma. Was sollte da schon schiefgehen? Nun ja…
Sonntagmorgen, 4 Uhr. Temperatur in Frankfurt: Frostbeulengefahr. Am Flughafen traf sich eine Gruppe leicht übermüdeter, aber topmotivierter Reiseprofis. Nach einem herzlichen Empfang durch Jutta Aumann von der Willy-Scharnow-Stiftung und Waltraud Madl von Plantours ging es in den Flieger. Sechs Stunden später spuckte uns die Maschine bei strahlendem Sonnenschein auf Boa Vista aus. Sonne! Wärme! Farben! Der kollektive Vitamin-D-Mangel wurde innerhalb von Minuten behoben. Unser Übernachtungshotel Oasis White Atlantica überraschte mit großen modernen Zimmern und einem Roofpool. Einigen Teilnehmern war der Roofpool aber egal – sie sprinteten direkt an den feinen Sandstrand oder testeten die örtlichen Restaurants. Der Tag klang bei einem leckeren Abendessen aus.
„Ein Schiff wird kommen… aber nicht unseres“
Am nächsten Morgen dann die erste Hiobsbotschaft: Unsere MS Hamburg ankerte leider 200 Kilometer weiter in Praia/Santiago statt uns auf Boa Vista abzuholen. Hohe Wellen, Sturm, Wind – alles ein bisschen too much. Aber hey, wir waren auf einer Insel! Also erst mal die Inselrundfahrt. Manch einer wartete am Hoteleingang vergeblich auf einen Reisebus – stattdessen wurden wir auf drei Jeeps verteilt. So heizten wir durch Dünen, bestaunten eine Töpferei, traumhafte Strände, Höhlen, Schildkröten und besuchten die älteste, rund 500 Jahre alte Siedlung Povoação Velha . Die Tour endete im Restaurant Casa Rosa, wo wir uns gerade den letzten Bissen des köstlichen Mahls schmecken ließen, als die zweite Hiobsbotschaft eintraf: MS Hamburg kommt definitiv nicht. Optionen? Etwa acht Stunden Fährüberfahrt bei Seegangstärke „Hoffentlich habe ich eine Tüte dabei“ – oder zurück nach Frankfurt. Die Gruppe entschied sich tapfer für die Fähre. Mut oder Wahnsinn? Wahrscheinlich beides. Nach einer ultrakurzen Nacht wurden wir um zwei Uhr zum stockdunklen Hafen gebracht und stolperten bald darauf mit unserem Gepäck bepackt die steile glitschige Treppe der ordentlich in die Jahre gekommenen Fähre „Dona Tututa“ rauf. Pünktlich um vier legten wir ab und wirklich jeder bekam ein Tütchen. Sieben Stunden später erreichten wir mit leeren Tüten den Hafen von Praia, wo uns MS Hamburg mit frisch gemachten Kabinen und leckerem Essen empfing. Halleluja! Nachmittags gab es zwei Optionen: eine Jeeptour, die leider keine Jeeptour war, oder ein Stadtbummel durch Praia mit kolonialem Flair und quirligem Marktleben. Abends stachen wir endlich in See – Richtung Fogo!
Plan: Fogo erkunden. Realität: Das Wetter machte uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Also steuerten wir stattdessen São Vicente an und erreichten am Abend Mindelo, die Musik-Hauptstadt der Kapverden. Ein paar unermüdliche Nachtschwärmer schwärmten direkt aus, um Livemusik aufzuspüren. Am nächsten Morgen ging es für fast alle auf einen Tagesausflug nach Santo Antão. Nach einer kurzen Fährüberfahrt erreichten wir das Paul-Tal – ein tropischer Garten mit Bananen, Avocados, Yams, Maniok, Mangos und Zuckerrohr, aus dem der berühmt-berüchtigte kapverdische Rum „Grogue“ destilliert wird. Nach einer Kostprobe waren alle sehr, sehr gut gelaunt. Der Rückweg führte über kurvige Kopfsteinpflasterstraßen durchs atemberaubende Gebirge, bevor wir vom Hafen Porto Novo zurück nach Mindelo schipperten.
Die folgenden zwei Seetage waren eine Mischung aus Fachseminaren, Kabinenbesichtigungen und Brückenbesuchen – aber auch aus Chillen. Der kulinarische Höhepunkt: das Galadinner, ein krönender Abschluss des hervorragenden Essens an Bord. Als wir auf La Palma anlegten, war ich heilfroh, wieder Land unter den Füßen zu haben. Das spanische Fremdenverkehrsamt organisierte für uns eine Sightseeingtour mit spektakulären Aussichtspunkten und einer Stippvisite beim neuen Vulkan Tajogaite. Typisch Kanaren: ein leckerer Barraquito. Falls jemand nicht weiß, was das ist – einfach googeln oder sich zur nächsten Studienreise anmelden. Nach einem Spaziergang durch Santa Cruz erwartete uns MS Hamburg zu einer letzten Nacht an Bord, in der es nach Teneriffa ging, und von dort mit TUIfly nach Frankfurt.
Fazit: Ein Abenteuer der Extraklasse! Herzlichen Dank an Jutta, Waltraud und das ganze Organisationsteam! Und natürlich an die wunderbare Gruppe, die bewiesen hat: Egal, wie sehr das Wetter uns ärgern wollte – wir hatten unseren Spaß!
Lucie Brandl
Reisebüro Brandl, Mannheim