La Palma ist ein Zeugnis davon, dass Vulkanaktivität die Bewohner immer wieder bedroht und auch viel Leid über die Insel bringt, doch die Schönheit der Insel nicht verschütten kann. Das sollte uns Touristikern diese Reise beweisen. Und der Beweis ist meiner Ansicht nach gelungen.
Der längste, gemessene Vulkanausbruch auf der Insel begann am 19.09.2021 und endete offiziell am 25.12.2021, dauerte also 97 Tage, ist also wirklich noch nicht lange her, als wir am 09.11.2022 in Frankfurt aufbrechen, um zu dieser besonderen kanarischen Insel zu fliegen. Unsere phantastische Reiseleiterin, eine Deutsche, die schon lange auf La Palma lebt, Kerstin Swyzen, zeigt uns zwar viele Stellen, die vom Vulkan betroffen sind, doch hauptsächlich zeigt sie uns die Schönheit „ihrer“ Insel, die auch „La Isla Bonita“ genannt wird. Wir erfahren durch Kerstin nach und nach, warum La Palma so genannt wird.
Am Roque de los Muchachos kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Berglandschaft um diese höchste Erhebung der Insel mit einer Höhe von 2436 m bietet uns unbeschreibliche Blicke bis Hierro, La Gomera und den Teide auf Teneriffa. Wolken, die wasserfallartig über die Bergrücken „schwappen“, vervollkommnen dieses erstaunliche Bild von oben.
La Palma ist für Sternenbeobachtungen bekannt, hat viele Orte, die besonders dafür geeignet sind, und besitzt am Roque de los Muchachos ein großes Observatorium, das wir besichtigen und in dem wir kompetent von einem dortigen Angestellten eine Führung (in Englisch) erhalten. Auf La Palma gibt es ein so genanntes Himmelsschutzgesetz, das unter anderem dafür sorgt, dass die Lichtquellen nicht zu hell und nicht nach oben gerichtet sind, an den Stellen, an denen die Sternenbeobachtungen gut möglich sind. An dem Abend, an dem wir den Sternenhimmel beobachten dürfen, ist allerdings die Sicht durch verschiedene, übereinander gelagerte Wolkenschichten nicht möglich, so dass unsere Tour bei Dunkelheit leider abgesagt werden muss. Dies ist einer der vielen Gründe, diese Insel unbedingt noch einmal zu besuchen. Ein weiterer sind Wanderungen, die wir aufgrund der Kürze unseres Aufenthalts nicht durchführen konnten. Wir haben viele Einblicke in mögliche Touren erhalten, auch kürzere Wandergänge erlebt, doch zu einer größeren Wanderung fehlte leider die Zeit. Dafür haben wir den Norden, den Osten, den Süden und den Westen und viele spektakuläre Landschaften, Schluchten, Berge, Bananenplantagen, eine Bodegabesichtigung mit Weinprobe und unzählige Naturerlebnisse gehabt, die uns die Schönheit dieser Insel zeigten. Und das alles mit unserer tollen Reiseleiterin Kerstin und dem Busfahrer José, der uns ruhig und sicher über kurvenreiche, enge Straßen fuhr.
Auch kleine Orte wie San Andres und El Paso erleben wir, sowie Los Llanos de Aridane, den einwohnerreichsten Ort der Insel. Die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma zeigt sich von ihrer charmanten Seite, mit ihren Häusern, alter und moderner Architektur, die fast immer zu ihrer Umgebung passen. Am ersten Abend gleich steigen wir in der Hauptstadt aus dem Bus und sehen einige, interessante Gebäude und Geschäfte der Innenstadt und bekommen Lust, in einem Lokal einzukehren, doch das Programm an diesem Abend lässt es nicht zu.
Im Hotel H10 Taburiente Playa sind wir in großzügigen Appartements mit Balkon untergebracht, das Essen abends und morgens am Buffet war recht durchschnittlich, und die Fülle des Hotelrestaurants wollte nicht ganz zum Charakter von La Palma passen, das eigentlich ideal für Individualtouristen ist.
Das Meer in der Nähe unseres Hotels hatte eine Temperatur von etwa 22 Grad Celsius, so dass wir zu zweit oder dritt gleich morgens vor dem Frühstück das Meerschwimmen bei Sonnenaufgang genießen konnten.
Ein besonderes Hotel ist die Hacienda de Abajo mit altem, gediegenem Charme und einer grandiosen Gartenanlage in Tazacorte.
Im Süden bei Fuencaliente, in der Nähe der Salinen, besichtigten wir eine große Hotelanlage, bestehend aus drei Teilen, dem Esencia de la Palma nur für Erwachsene, dem Hauptteil Teneguia Princess, in dem man unbedingt die Meerblickzimmer empfehlen sollte, weil sie renoviert und viel heller sind und dem Teil La Palma Princess mit Kinderpool und viel Platz für Aktivitäten und einem Kids Club. Mittags aßen wir im dortigen Buffetrestaurant, das Essen ist qualitativ hochwertig.
Die Küche von La Palma enthält viel Fisch, den wir im Restaurant Kiosco de Teneguia in Tazacorte ausgiebig bei einem leckeren Mittagsmenü genießen konnten. Ein typisches, kanarisches Essen mit Eintopf als Vorspeise und verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten wurde uns in dem sehr netten Innenhof des Restaurants Pino de la Virgen in Puntagordo gereicht.
Die für La Palma typische Kaffeespezialität Barraquito wurde uns von der Reiseleiterin Kerstin vorgestellt. Er besteht aus vier Schichten, die erste ist süße Kondensmilch, dann kommt Licor 43, als nächstes ein Espresso und obenauf geschäumte Milch, das Ganze ist sogar für mich als Teetrinkerin ein Genuss! Erstmalig probierten wir sie am Aussichtspunkt El Time mit Blick von oben auf imposante Schluchten und das Vulkangelände Cumbra Vieja mit dem neuen Vulkan Tajogaite, der noch immer raucht. Von hier konnte man auch gut erkennen, bis wohin die Lava des neuen Vulkans geflossen ist und wieviel Zerstörung sie mit sich gebracht hat. Am nächsten Tag sahen wir das Ausmaß noch von einem deutlich näheren Aussichtspunkt, auf dem Weg dorthin kamen wir sehr dicht an den erkalteten Lavastrom heran und sahen ganz deutlich, dass sehr viele Häuser betroffen waren und eine große Menge vom Strom begraben wurde oder mitgerissen worden sind.
Es wird noch eine lange Zeit dauern, bis sich die Bewohner von dieser Katastrophe erholt haben werden. Noch immer sind viele Palmeros evakuiert und wurden in Hotels untergebracht, die Zimmer für sie zur Verfügung gestellt haben.
Den Vulkan San Antonio, der 1677 ausgebrochen war, besichtigten wir am letzten Tag. Wir gingen einen Teil des Kraterrandes entlang, ganz umrunden darf man ihn nicht. Im zum Vulkan gehörenden Besucherzentrum wird in Endlosschleife ein zusammengeschnittenes Video vom Vulkanausbruch des Tajogaite gezeigt, und das Video beeindruckt uns sehr, wirklich zu sehen, wie die Lava floss, die wir in den letzten Tagen im erkalteten Zustand ganz nah gesehen haben.
Am Nachmittag fahren wir zu den Salinen in Fuencaliente, mit den beiden Leuchttürmen. Der alte wurde beim Vulkanausbruch von 1971 in Mitleidenschaft gezogen und weist nun Risse auf, kann daher nicht mehr betrieben werden, der andere wurde stabiler gebaut und 1984 fertig gestellt als Ersatz für den alten.
Auf dem Rückweg über die Ostseite der Insel zieht sich am Himmel leider alles zu, so dass noch vor unserer Ankunft am Hotel klar ist, dass unsere Sternenbeobachtung, die als krönender Abschluss geplant war, nicht stattfinden kann.
La Palma hat uns mit ihrer Schönheit in den Bann gezogen, und die tolle Reiseleiterin Kerstin hat dafür gesorgt, dass wir viel Wissen zu dieser Insel mit nach Hause nehmen, und die Sehnsucht, bald wieder zurückzukehren und mehr von „La Isla Bonita“ zu erleben.
Heike Howold
DER TOUR Reisebüro, Mainz-Finthen