Im Frankfurter Flughafen, wo wir uns vor der Abreise nach Teneriffa treffen, sieht man, wie elitär die Touristiker-Community ist. Unter den zehn Reisebüro-Mitarbeitern aus ganz Deutschland und zwei Begleiterinnen, die zu einer „Willys“ Gruppe zusammengewürfelt wurden, kennen sich einige bereits von anderswoher.
Nach der Landung auf der größten der Kanarischen Inseln werden wir ins Hotel Mynd transferiert, einem komfortablen Haus in Callao Salvaje. Auf dessen Dachterrasse, mit Blick auf den Atlantik und bei angenehmen 25 Grad, bekommen wir eine Kostprobe davon, was uns kulinarisch in den kommenden fünf Tagen erwartet. Feines Carpaccio aus Schinken und Fisch, herrliche Käsesorten, dazu Soßen wie Mojo, weißes Brot und kühles Bier setzen alle in einen Traumzustand.
Nur den Nachtisch müssen wir uns selber holen. Wir satteln auf die E-Bikes um und radeln zehn Kilometer lang zu einer Bananenplantage. Die Besitzerin zeigt uns mit Stolz ihren Besitz und erzählt über ihre Freuden und Nöten. Die Gesamtheit der Hazienda ist mit einer Art Canvas verhüllt. Fliegende Insekten und Vögel könnten nämlich den Status eines Bio-Anbaus zunichtemachen. Doch die meisten Probleme bereitet dem Unternehmen die Wasserversorgung – die Insel hat ein zunehmendes Problem damit.
Wie es darum steht, erzählt uns später Louis, ein örtlicher Fremdenführer, der uns in die Berge begleitet. Er erzählt uns viel von der Kanarischen Kiefer. Diese, hoch in den Bergen wachsend, holt mit ihren zwanzig Zentimeter langen Nadeln die Feuchtigkeit aus der Luft (sie melkt die Wolken, wie die Einheimischen sagen), und führt sie in die Erde ab. Es regnet aber immer weniger hier, auf dem 3.700 hohen Teide lagert seit Jahren kein Schnee mehr.
Wir fahren mit dem Bus durch den bizarr wirkenden Nationalpark. Die Seilbahn machte heute zu, der Wind legte den Betrieb lahm. Louis führt uns am Ende des Tages zu seinem Picknick-Geheimort. Es ist einfach selig hier – wir haben Wolken unten den Füßen und die Sonne badet darin. Schweigend leeren wir unsere Proviant-Tüten und bestaunen das Phänomen. Der Wind pfeift das Lied von Reinhard Mey ins Ohr …
Die Walbeobachtung ist unser nächstes Highlight. Doch, oje, das Event scheint ins Wasser zu fallen. Das Meer ist gewellt, es geht nicht. Und dann wissen wir, was wir in unserer Barbara, die uns stets dezent umsorgt, haben. Die Drähte zwischen ihr, Michaela, Ilsa und dem Hafenamt laufen heiß. Nach einer Viertelstunde kommt die Erlaubnis – wir dürfen aufs Meer hinaus. Und das keineswegs mit einem roten Gummiboot, sondern mit einem kleinen, flotten Katamaran. Die Crew hält stets Ausschau nach den Wassertieren, die Spannung wächst. Plötzlich taucht einer der Grindwale am Steuerbord vorbei, zeigt seine Steilflosse und prustet eine kleine Fontäne, dann erscheinen noch welche und wieder die nächsten.
Oliver, ein auf Teneriffa geborener Deutscher, ist der Guide einer anderen, legeren Art. Er bringt uns nächsten Tag zur Maska-Schlucht und versorgt uns mit vielen interessanten Details. Unterwegs speisen wir wieder fürstlich in einer Bodega. Dann zeigt er uns noch den anschaulichen Ort Garachico, sein heimatliches Puerto de la Cruz und führt uns durch die Weltkulturerbe-Stadt La Laguna, in der wir zwei Nächte verbringen werden.
Angekommen im gediegenen Hotel Laguna Nivaria, bereiten wir uns auf das wohl schönste Erlebnis während der Tour vor – den Karnevalsumzug von Santa Cruz. Den zweitgrößten der Welt nach Rio, was zunächst keiner zu wissen scheint. Am späten Abend nehmen wir Platz auf der Ehrentribüne und genießen jeden Blick auf das bunte Treiben unten. Die Veranstaltung übertrifft wohl jede Vorstellung. Man muss einfach die lauten, bunten, vorbeitänzelnden Sambaschulen mal gesehen haben. Wir sind begeistert, denn wir haben die berühmte Show perönlich erlebt und nehmen an diesem Abend am fröhlichen Ausnahmezustand in der Stadt teil, sind eben ein Part davon.
Doch es ist immer noch nicht alles, was auf uns zukommt. Noch vor dem Heimflug, rätseln wir in Güimar über die Bedeutung und Herkunft der örtlichen Stufenpyramiden. Aufgespürt vor 50 Jahren von Thor Heyerdahl, dem norwegischen Abenteurer und Anthropologen, locken sie nun Neugierige aus der ganzen Welt. Heyerdahl sah da eine geheime Linie, die Mayas Pyramiden, die von Gizeh in Ägypten und die in Güimar verbinden soll. Um seine Annahme zu beweisen, baute er „Kontiki“ , ein Schilf-Boot, nach, und überquerte damit kühn den Ozean.
Wir reisen aber entlang einer anderen Achse und mit einem anderen Schiff gen Norden. Als die Condor-Maschine butterweich in Frankfurt landet, wird unsere WSS-Tour erfolgreich abgeschlossen.
Thomas Kaleta (im Gruppenbild vorne in der Mitte)
Reisebüro Kaleta, Burgkirchen